Wenn man das deutschsprachige Film- und Fernsehwesen etwas intensiver verfolgt, könnte man das Gefühl haben, für Simon Schwarz müsste ein Tag 48 Stunden haben – so omnipräsent ist er im Kino (Eberhofer- und Brenner-Krimis), in TV-Serien („Braunschlag“, „Biester“) oder Krimireihen („Tatort“). Zuletzt kam die Kabarettbühne hinzu, die er sich mit Schauspielkollege Manuel Rubey teilt. Die beiden starteten auch einen dieser (laut Eigendefinition) „Zwei-Männer-labern-über-Gott-und-die-Welt-Podcasts“.Klar, jetzt kommt auch noch die Autobiografie, könnte man anlässlich des Erscheinens von „Geht’s noch?“ wissend abwinken. Aber dieses Buch ist eine gehörige Überraschung. Man könnte es als Plädoyer für mehr Eigenverantwortung und für eine gesunde Einstellung zum Klima- und Umweltschutz bezeichnen.„Ich wollte eigentlich kein Buch schreiben“, sagt Simon Schwarz im KURIER-Gespräch. „Es gibt ja schon so viele Schauspielerbiografien. Aber als mich dann ein Verlag gefragt hat, habe ich die Bedingung gestellt, dass es um Aktivismus und Klimaschutz gehen muss. Das sind Dinge, die mich schon seit vielen Jahren beschäftigen.“Uberreuter VerlagSimon Schwarz: „Geht’s noch? Betrachtungen eines Überforderten“ Ueberreuter Verlag. 200 Seiten. 25 Euro. HerausforderungDer Anstupser dazu sei durch eine Leserzuschrift zum Podcast erfolgt: „Ob der Herr Schwarz nicht auch einmal ein Buch schreiben möchte, weil der Herr Rubey ja schon mehrere geschrieben hat“, berichtet Herr Schwarz. „Wir leben in einer Zeit der Krisen, der vielfachen Krisen, könnte man sagen. Und da fühlen sich viele Menschen überfordert. Auch ich fühle mich überfordert und in diesem Buch wollte ich mögliche Auswege suchen und beschreiben.“ – Der Untertitel lautet daher: „Betrachtungen eines Überforderten“.„Geht’s noch?“ hat sich Schwarz offenbar gedacht, als er vor einer Reklame stand, die mit einer jungen Frau und dem Schlagwort „Klimapionierin“ warb. Er habe sich gefragt: „Wie soll jemand Pionierin, also Bahnbrecherin, Wegbereiterin, sein von etwas, das es schon seit so vielen Jahrzehnten gibt?“ Und er schreibt weiter im Buch: „Mindestens drei-, viermal so lange, wie sie lebt, setzen sich Menschen, Aktivisten und Aktivistinnen, auf der ganzen Welt fürs Klima und gegen die menschengemachte Klimakatastrophe ein.“ Schwarz hat sich nicht nur wissenschaftlich ins Thema eingelesen – und erweist sich als Experte für die Beschaffenheit von Böden –, er porträtiert auch seine Mutter, die sich den Umweltaktivismus in den 1970er- und 1980er-Jahren zur Lebensaufgabe gemacht hatte.Es sei anders gewesen als in anderen Familien – „immer etwas los“. Die „Mütter gegen Atomkraft“ hätten sich oft bei Familie Schwarz getroffen und Flugblätter produziert, berichtet er. In der Schule bekam der junge Simon Schwarzbrot als Jause mit. „Die anderen Schüler hatten Toastbrot dabei, das galt damals als fortschrittliches Brot“, erzählt er im Gespräch. „Dabei war das vom Nährstoffgehalt her im Bereich Zellulose.“Hinsichtlich Atomkraft und saurem Regen sei etwas erreicht und gegengesteuert worden, konstatiert Schwarz, auch das Ozonloch habe sich verkleinert. Damals sei ihm die Ideologie dahinter „völlig egal“ gewesen. Die Opernballdemo fand er toll, weil etwas los war. Auch Hainburg sei „faszinierend“ gewesen – weil er aus „Asterix“ Widerstandstaktiken kannte.Wie StalloneÄhnlich beschreibt er im Buch – bei dem die Autorin Ursel Nendzig Struktur in die Fülle an Aufzeichnungen brachte – seinen Weg in die Schauspielerei. Die Berufsorientierung sei orientierungslos verlaufen – „Bis ich irgendwann im Radio, auf Ö3, gehört habe, dass Sylvester Stallone keine Ausbildung hat und sein Geld als Liftboy verdient hat. Und trotzdem als Schauspieler berühmt und erfolgreich geworden ist.“ Er habe ihn cool gefunden: „Er spielte Rocky und Rambo, das war genau meine Kragenweite.“Das ist schon die einzige Film-Anekdote, die ins Buch gefunden hat. Schwarz fokussiert aufs Klima. Aktivismus brauche eine positive Erzählung, müsse einen Nutzen für die Menschen darstellen – weil die Bedrohung „so diffus“ sei.Im Gespräch möchte er daher nicht lange über sein spät erkanntes ADHS sprechen – und wenig über den Schauspielerberuf.Das Revival für „Braunschlag“? „Ich kann nicht sagen, wie’s wird“, sagt Schwarz. „Die Serienwelt hat sich sehr stark verändert – am Küniglberg ist das noch nicht angekommen. Oder nur ein bisschen.“Auf die ROMY, für die er als beliebtester Schauspieler Film nominiert ist, „freu’ ich mich natürlich“, sagt er. „Kitzbühel ist schön“. Noch schöner wär’s, meint er schelmisch, „wenn das Hotel eine Ladestation für E-Autos hat.“
Sunday 12 October 2025
kurier.at - 4 hours ago
Simon Schwarz und die Krisen: Auch ich fühle mich überfordert


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