Die Flaktürme interessieren die Wienerinnen und Wiener nur punktuell. Die meiste Zeit fallen sie nicht auf, integrieren sich ins Stadtbild. Sind einfach da. Ins Blickfeld rücken sie immer nur dann, wenn etwas droht, kaputt zu gehen. Oder ein neuer Nutzungsplan für einen der Stahlbetonkolosse ausgeheckt wird. Wie auch jetzt wieder.Dieses Mal geht es um den Leitturm (dem kleineren der zwei Türme) im Arenbergpark in der Landstraße. Im Gegensatz zum größeren Gefechtsturm, der der BIG (Bundesimmobiliengesellschaft) gehört, befindet sich der kleinere Turm im Eigentum der Stadt – und findet als solcher auch Erwähnung im aktuellen rot-pinken Regierungsprogramm. Zu lesen ist dort, dass „Optionen zur Entwicklung des Flakturms“ geprüft werden. Als konkrete Beispiele werden „Begrünung“ oder eine Nutzung im Bereich der „Energieinfrastruktur“ genannt.Eine pinke VisionDeutlich weiter geht aber die Vision der Neos: Sie wünschen sich, dass der Flakturm im 3. Bezirk in einen „High Garden“ verwandelt wird – ganz nach dem Vorbild des Flakturms in Hamburg, dessen Obergeschosse begrünt wurden. Dachbegrünung, Fassadenbegrünung sowie ein Café, ein Technoclub und ein Museum im Inneren, stehen auf der Wunschliste der Pinken für den Wiener Turm.KURIER/Bissuti KristianIm Arenbergpark gehört ein Turm der Stadt, einer der Republik (re.)Den Zuspruch der Anrainerinnen und Anrainer hätten sie dabei wohl. Wie sich bei einem Beteiligungsprozess zur Umgestaltung des Arenbergparks herausstellte, betrachten die Bewohner die Flaktürme als „identitätsstiftend“ für den Park und möchten, dass sie erhalten bleiben. Gleichzeitig empfinden sie die Türme aber auch als hässlich, weshalb eine alternative Nutzung vielfach gewünscht wird.Kein WunschkonzertOb es die Wünsche der Bevölkerung sowie der Neos aber jemals von der Wunschliste in die Realität schaffen, darf bezweifelt werden. Wie man aus der Bezirksvorstehung Landstraße hört, ist der Turm baulich in schlechtem Zustand. Eine Nutzung sei ohne „massive Sanierungsmaßnahmen“ und damit ohne eine große finanzielle Investition nicht möglich.Ähnliches heißt es vonseiten der Stadt. Der Turm dürfte „gravierende Sicherheitsmängel“ aufweisen. Nicht nach außen hin und somit auch nicht für Parkbesucher, aber für eine weitere Nutzung sei er derzeit nicht geeignet, heißt es. Die MA 34 (Bau- und Gebäudemanagement), die den Flakturm verwaltet, habe auch die Fassade untersucht. Eine Begrünung sei aus „Sicherheitsgründen“ nicht möglich, wird betont.Vom Denkmalschutz – unter dem bis auf einen alle Wiener Flaktürme stehen – ist dabei noch nicht einmal die Rede. Sollte sie aber sein: Denn die während des Zweiten Weltkriegs unter massivem Einsatz von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen erbauten Flaktürme sind laut Landeskonservatorat und aktueller Forschung „Erinnerungsorte mit Mahnmalcharakter“ und von außerordentlicher historischer Bedeutung. „Vor diesem Hintergrund sind jegliche Interventionen an den Flaktürmen aus denkmalfachlicher Sicht äußerst kritisch zu bewerten“, heißt es aus dem Denkmalamt. Die Neos-Idee sei dem Amt bisher nicht bekannt.Symbolischer PreisDamit wird alles beim Alten bleiben. Nämlich dabei, dass drei der sechs Wiener Flaktürme nicht genutzt werden. Sind angedachte Nutzungskonzepte bisher aufgrund genannter Gründe doch immer gescheitert. So auch das geplante Datenzentrum in einem der Türme im Augarten.Ausnahmen stellen lediglich der Gefechtsturm am Areal der Stiftskaserne sowie der Flakturm im Esterházypark dar. Ersterer gehört der Republik und wird vom Heer genutzt. Letzterer wurde 2015 von der Stadt an den jahrzehntelangen Mieter, den Verein „Haus des Meeres“, verkauft. Um den symbolischen Preis von einem Euro.
Sunday 12 October 2025
kurier.at - 3 hours ago
Flaktürme in Wien: Bauliche Probleme und kühne Nutzungsträume

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