Für den gestrauchelten Immobilienjongleur und U-Häftling René Benko steht viel auf dem Spiel. Übermorgen, Dienstag, muss er sich erstmals in einer Hauptverhandlung vor Richterin Andrea Wegscheider am Straflandesgericht Innsbruck verantworten. Laut Anklage der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) soll Benko 667.566,67 Euro vor dem Zugriff seiner Gläubiger beiseitegeschafft haben. Der Vorwurf: betrügerische Krida. Die Strafdrohung: bis zu zehn Jahre Haft. Dem Vernehmen nach weist René Benko, der vom renommierten Strafverteidiger Norbert Wess verteten wird, die Vorwürfe zurück.Die Rolle der Mutter„Unter dem Eindruck zunehmender Zahlungsschwierigkeiten und einer für ihn spätestens ab Herbst 2023 absehbaren Konkurseröffnung fasste der Angeklagte den Entschluss, Vermögenswerte dem Zugriff seiner Gläubiger zu entziehen, indem er sie unter anderem in die Verfügungsgewalt seiner Mutter, Ingeborg Benko, oder in die Verfügungsgewalt von Gesellschaften und Privatstiftungen (u. a. Laura Privatstiftung) verschob, von denen er selbst unmittelbar oder mittelbar profitiert und deren offizielle Begünstige vor allem Ingeborg Benko und seine ehelichen Kinder sind“, heißt es in der Anklageschrift.Nobelvilla auf der HungerburgSo soll Benko im Oktober 2023 für den neuen (zweiten) Familienwohnsitz auf der Innsbrucker Hungerburg zwei Mietverträge mit der RB Immobilienverwaltungs GmbH Co KG mit zehnjähriger Laufzeit unterzeichnet haben. Die Vermieterin ist eine Tochtergesellschaft der Laura Privatstiftung. Hangrutsch und Wasserschaden„Über eigene Initiative hin und ohne sachliche und wirtschaftliche Notwendigkeit verpflichtete sich Benko, zu Mietbeginn eine pauschale Mietvorauszahlung in Höhe von vier Jahresmieten, sohin 360.000 Euro, zu leisten“, heißt es in der Anklageschrift weiters. „Im Gegenzug gewährte die Vermieterin eine Mietzinsfreistellung von 1. November 2023 bis 31. Oktober 2024.“ Das noble Wohnobjekt sei aber aufgrund von Sanierungsarbeiten wegen eines Hangrutsches und Wasserschadens im Zeitraum von Oktober 2023 bis Jahresende 2024 gar nicht bewohnbar gewesen. Außerdem überweis René Benko für die Betriebskosten für die Monate Oktober bis Dezember 2023 5.675 Euro und für Jänner 2024 1.891 Euro.Darlehen oder Schenkungen?„Die Mittel für die Leistung dieser Zahlungen waren ihm im Vorfeld von der Laura Privatstiftung aus einem Darlehens- bzw. Kreditvertrag zugegangen“, heißt es in der Anklageschrift.Anscheinend wollte Benko aus rechtlichen Gründen Schenkungen explizit vermeiden. René Benko ließ das Geld von einer in die andere Tasche wandern – zum Nachteil seiner Gläubiger, folgt man der Argumentation der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKSTA).Rückführung DarlehenDer zweite Vorwurf der Anklage betrifft ein angebliches Darlehen in Höhe 1,5 Millionen Euro. Dieser Betrag stammte von der Liechtensteiner Ingbe Stiftung, den Mutter Ingeborg am 24. November 2023 auf René Benkos Konto überwies. Laut WKStA soll es aber eine Schenkung gewesen sein. Doch René Benko brauchte den Betrag nicht zur Gänze auf, 300.000 Euro bleiben ihm übrig. Am 29. November 2023 überweis er diese 300.000 Euro als „Rückführung Darlehen“ zurück.667.566,67 Euro„Bei sämtlichen angeführten und im Anklagetenor ersichtlichen Vermögensverfügungen hielt es der Angeklagte zumindest ernstlich für möglich und fand sich damit ab, dass er durch seine Tathandlungen jeweils einen Bestandteil seines Vermögens verheimlicht, beiseiteschafft, eine nicht bestehende Verbindlichkeit vorschützt bzw. sonst sein Vermögen wirklich oder zum Schein verringert und dadurch die Befriedigung seiner Gläubiger, beispielsweise des Finanzamts Österreich, der DIBAG Industriebau AG, der SIGNA Prime Holding GmbH, der TPA Steuerberatung GmbH und der Familie Benko Privatstiftung, und zahlreicher weiterer, oder wenigstens eines von ihnen vereitelt oder schmälert und dass er dadurch einen 300.000 Euro übersteigenden Schaden von insgesamt 667.566,67 Euro herbeiführt“, heißt es auf Seite 6 der 14 Seiten starken Anklage.Der Strafprozess in Innsbruck beginnt am Dienstag und ist für zwei Tage anberaumt.
Sunday 12 October 2025
kurier.at - 3 hours ago
René Benko: Was die WKStA dem Immobilienjongleur genau vorwirft

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