Monday 13 October 2025
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kurier.at - 19 hours ago

Sicherheitsforscherin: Bei Angriffen auf Energiesysteme geht es um Macht

„Wir sind nicht mehr im Frieden, aber auch nicht im Krieg. Wir sind in einer hybriden Lage“, lautet der Befund von Sicherheitsforscherin Verena Jackson vom Center for Intelligence and Security Studies (CISS) der Bundeswehr in München über die aktuelle Lage Europas. Bei der Fachkonferenz Inspire Energy Summit des Verbund sprach sie darüber, wieso die Energieversorgung als Angriffsziel attraktiv ist und wie man auf Bedrohungen wie Drohnen und Cyberattacken reagieren kann.Verunsicherung kann zu Radikalisierung führen„Energie ist Macht“, sagt Jackson. Im Zuge seines Angriffs auf die Ukraine 2022 habe Russland Gaslieferungen nach Europa gedrosselt. „Dadurch standen wir vor einem Problem. So etwas schürt Unsicherheit. Wenn nicht schnell gehandelt wird, verliert die Bevölkerung das Vertrauen in die Regierung.“ Auf lange Sicht könne dies dazu beitragen, dass sich viele radikaleren Parteien zuwenden. „Weil man nach Schutz sucht, nach Antworten.“ Die Radikalisierung der Gesellschaft sei in manchen Fällen bereits geglückt.Mit Angriffen auf das Energiesystem, das zur kritischen Infrastruktur zählt, können Gegner außerdem relativ großflächig Schaden anrichten. Mit einem Blackout ließe sich etwa eine Stadt, ein ganzes Bundesland oder ein Land lahmlegen. „Das ist die psychologische Ebene der hybriden Kriegsführung: Schaut mal, wie sehr ich euch verwunden kann. Und ihr könnt nichts machen außer Schadensbegrenzung.“Digitalisierung öffnet viele EinfallstoreDurch die Digitalisierung eröffnen sich zudem viele Einfallstore für Angriffe über das Internet. „Ein großer Teil der Energieversorgung läuft digital ab und ist dadurch unheimlich vulnerabel. Man hat dadurch viele Vorteile – etwa eine intelligente Netzsteuerung – aber wir machen uns damit auch verwundbar.“ Cyberangriffe seien günstig und benötigen kaum Ressourcen. Eine robuste IT-Infrastruktur sei deshalb enorm wichtig.Kommunikation ist enorm wichtigEin wichtiger Punkt angesichts der aktuellen Vorfälle mit Drohnensichtungen über europäischen Flughäfen, sei die Kommunikation. Im besten Falle signalisiere man der eigenen Bevölkerung, dass man sich wehren kann. Dem müssen dann aber auch Taten folgen, sonst mache man sich lächerlich. „Das ist ganz stark eine Frage der Rhetorik der Sicherheitsbehörden und der Medienbildung.“ Schon Schüler müssten besser darauf trainiert werden, Fake News zu erkennen. „Man muss ihnen sagen: Macht euch keine Angst. Achtet auf bestimmte Punkte.“Lernen ja, Rache neinWenn man Verletzbarkeit aufgezeigt bekomme, sei das nicht nur negativ, sagt Jackson. Es zwingt Länder, ihre eigenen Sicherheitsstrategien zu hinterfragen. Man solle sich aber nicht der Illusion hingeben, alle Gefahren aufhalten zu können. Man könne einfach nicht jedes Schiff kontrollieren, das mit seinem Anker möglicherweise ein Unterseekabel durchtrennen könnte, oder jeden Drohnenpiloten. Jackson empfiehlt auch nicht, es vermeintlichen Gegnern mit gleicher Münze heimzuzahlen. „Wir müssen uns an das Recht und unsere Werte halten. Sonst begeben wir uns auf das Niveau unserer Gegner. Das wäre ein Völkerrechtsbruch – und ob es militärstrategisch sinnvoll wäre, wage ich auch zu bezweifeln.


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