Thursday 16 October 2025
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kurier.at - 6 hours ago

Aufruhr um Notarztstützpunkt: Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen

Gespickt mit Emotionen und Kampfansagen, aber auch mit Sachinformation und ungeschönten Tatsachen ging in Waidhofen/Ybbs die Informationsveranstaltung zur geplanten Schließung des Waidhofner Notarztstützpunktes über die Bühne. Der gut gefüllte Plenkersaal belegte das sehr große Interesse. Im NÖ Gesundheitsplan 2040+ ist vorgesehen, elf Notarztstützpunkte zu schließen. Waidhofen wäre einer davon. Aus dem Publikum war durchwegs Unverständnis, Verunsicherung und Empörung zu hören. Das Notarzt-Aus wolle man nicht akzeptieren. Die Dreierstadtregierung und das Aktivistenkomitee Herzalarm“ hatten zur Veranstaltung, die auch als Auftakt einer Unterschriftenaktion samt Petition an das Land NÖ angekündigt war, geladen. Atzenhofer WolfgangStadtregierung mit Bürgermeister Werner Krammer (r.) hatte Experten zur Info-Veranstaltung eingeladen.Als geladene Experten gaben NÖ Rotkreuz-Rettungskommandant Wolfgang Frühwirt, der Waidhofener RK-Kommandant Thomas Frühwirt und der leitende Notarzt der 13-köpfigen Notfallmedizinergruppe in Waidhofen, Sebastian Kautzky, einen umfassenden Einblick in die Struktur der Notfallmedizin und ihre vielseitigen Probleme. Der angekündigte Geschäftsführer von Notruf NÖ, Christian Fohringer, ließ sich entschuldigen.Die durch den Gesundheitsplan 2040 beabsichtigte Effizienzsteigerung und Umstrukturierung des Notarztwesens fand freilich bei den Waidhofnern wenig Akzeptanz. Man zeigte sich kämpferisch: Der Architekt Ernst Beneder etwa rief zu zivilem Ungehorsam“ auf. Fassungslos zeigte sich der frühere Geschäftsführer der Landesgesundheitsagentur (LGA) Helmut Krenn.VersorgungsgebietFür das riesige Versorgungsgebiet sei ein NEF-Standort in Amstetten völlig unzureichend, um den Standort Waidhofen gelte es zu kämpfen, erklärte er. „Wir dürfen nicht aufgeben. Ohne fachlichen Grund den Stützpunkt zu sperren, das können wir uns nicht gefallen lassen“, so Krenn aufgebracht. Er und frühere Top-Mediziner des Klinikums Waidhofen kritisierten weiters, dass dem NÖ Gesundheitsplan keine Finanzierung beigelegt sei. Primar Martin Gattermeier befürchtete weiters: Wenn hier der Notarzt fällt, fällt das ganze Krankenhaus“.Atzenhofer WolfgangSprecher des Komitees Herzalarm, Alfred Lichtenschopf.Der Arzt Alfred Lichtenschopf vom Komitee Herzalarm verwies auf die beispielhafte Notarztversorgung seit 1990. Er verglich die von oben herab verordnete Reform ohne Diskurs mit dem Stil alter Grundherrschaft .Als sich nach eineinhalb Stunden im erhitzten Saal ein junger Mann zu Wort meldete und die Rettungsgeschichte seines fünfjährigen Sohnes Benjamin im heurigen Sommer schilderte, hätte man im Saal eine Stecknadel fallen gehört. LebensrettungKieran Leschinsky hatte übers Internet mitbekommen, dass die Info-Veranstaltung läuft und war zum Plenkersaal gestürmt, um die Geschichte zu erzählen. Sein kleiner Bub hatte in einer Julinacht um 23 Uhr eine plötzliche Hirnblutung erlitten. Zum Glück sei der Waidhofner Notarzt binnen weniger Minuten da gewesen, nur aufgrund dieser Erstversorgung sei sein Sohn noch am Leben und habe keinen langfristigen Hirnschaden, so der Vater.Atzenhofer WolfgangVater Kieran Leschinsky.Weil kein Hubschrauber verfügbar war, wurde der Kleine per Rettungswagen in die Linzer Kepler-Uniklinik gebracht und sofort operiert. Benjamin ist wieder wohlauf und besucht den Kindergarten. Der Neurochirurg in Linz hat gesagt, dass man keine halbe Stunde länger warten hätte können“, so der Vater. Er wollte vom Podium wissen, wie solche Fälle in Zukunft mit einer mindestens halben Stunde längeren Anfahrt des Notarztes aus Amstetten bewältigt werden können. Zweitens, gibt es überhaupt Hoffnung, den Stützpunkt in Waidhofen zu retten“, fragte er.Er könne das nicht beantworten, sagte Notarzt Kautzky: Da müssen sie die fragen, die diese Entscheidungen getroffen haben, aber die sind heute nicht hier“. Zu möglichen ungerechten Anfahrtsfahrtzeiten für die Notärzte von Amstetten aus ins Ybbstal äußerte sich Kautzky mehrmals kritisch.Atzenhofer WolfgangKritisches Publikum mit Prima Gattermeier am Mikrofon. RK-Rettungskommandant Frühwirt bemühte sich, die Hintergründe für die Umstrukturierung des Notfallsystems aus Sicht der Landespolitik zu analysieren. Die notwendige Zahl an Notärzten sei schlicht nicht mehr vorhanden, sagte er. Im Auftrag des Landes werde das Rote Kreuz flankierende Maßnahmen, wie die Verfügbarkeit von genügend Notfallsanitäter mit Venenkompetenz, bestmöglich erfüllen, versicherte er. Klar sei Notfallsanitäter können keine Notärzte ersetzen, das wollen wir auch nicht“.PetitionWaidhofens Bürgermeister Werner Krammer (ÖVP) begrüßte im Hinblick auf die explodierenden Umlagekosten der Gemeinden für das Gesundheitswesen die beabsichtigte Effizienzsteigerung durch den NÖ Gesundheitsplan. Die Stadt Waidhofen und die Umlandgemeinden zeigten aber per Petition ihre Grenzen auf.Atzenhofer WolfgangDie Unterschriftenaktion samt Petition an die Landesregierung ist voll angelaufen. Eine Sperre unseres Notarztstützpunktes kann mit 1. April 2027 nur erfolgen, wenn es dafür gleichwertigen notfallmedizinischen Ersatz gibt“, so Krammer.Atzenhofer WolfgangGemeindevertreter aus der Versorgungsregion zeigten sich kämpferisch. Gleichzeitig wird gefordert, dass dem Ybbsitzer Rettungshubschrauber C15 ein bodengebundenes Notarztmittel im 24/7-Betrieb beigestellt wird. Damit soll der Notarzt in den Nachtstunden, wenn der Helikopter nicht fliegt, ausfahren können.


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