Thursday 16 October 2025
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kurier.at - 4 hours ago

Zukunftsfrage Bildung: Was dem Burgenland jetzt fehlt

Vor einem halben Jahrhundert galt das Burgenland als strukturschwach und bildungsfern. 1971 hatten noch 74 Prozent der Bevölkerung lediglich einen Pflichtschulabschluss, nur ein Prozent verfügte über eine akademische Ausbildung. Heute hat sich dieses Verhältnis grundlegend gewandelt: Laut dem aktuellen AMS-Spezialbericht zum Thema „Unsere Arbeitskräfte der Zukunft“ liegt der Anteil der Hochschulabsolventen bei 13,6 Prozent, jener der ausschließlich Pflichtschulabsolventen bei 14 Prozent.„Wissen ist Vorsprung“, sagt AMS-Landesgeschäftsführerin Helene Sengstbratl. „Das Burgenland hat in den vergangenen Jahrzehnten enorm aufgeholt. Jetzt geht es darum, dieses Wissen auch in wirtschaftliche Stärke umzusetzen.“ Doch der Fortschritt birgt neue Herausforderungen. Während die Bildungswege vielfältiger werden, schrumpft die Zahl der jungen Menschen – mit weitreichenden Folgen für den Arbeitsmarkt.Demografie: Parallel zum Bildungsanstieg zeigt sich eine bedenkliche Entwicklung: Der Nachwuchs wird knapp. Zwischen 2002 und 2024 ist die Zahl der 6- bis 24-Jährigen im Burgenland deutlich gesunken. Während Wien, Graz und Tirol Zuwächse verzeichnen, verliert das Land junge Bevölkerung – insbesondere im Süden und in kleineren Gemeinden. „Dem Land gehen die Jungen aus“, fasst der AMS-Bericht nüchtern zusammen.Ein Blick in die Statistik zeigt: Die Zahl der Lehrlinge im Burgenland ist in den vergangenen 30 Jahren drastisch gesunken – von mehr als 3.600 im Jahr 1992 auf rund 2.500 im Jahr 2024. Hauptursache ist der demografische Wandel, aber auch eine gesellschaftliche Verschiebung: Immer mehr Jugendliche entscheiden sich für weiterführende Schulen oder Studiengänge. Die Folge: Betriebe in Handwerk, Tourismus und Technik finden kaum noch Nachwuchs. „Wir sehen zunehmend unbesetzte Lehrstellen“, heißt es im AMS-Bericht. Besonders betroffen sind Regionen im Südburgenland und im Bezirk Oberpullendorf, wo die Zahl junger Menschen kontinuierlich zurückgeht.Lebenslanges Lernen: Analog zur Lehre hat sich die Hochschule Burgenland zum akademischen Herzstück des Landes entwickelt. Mit über 8.400 Studierenden und 15.400 Absolventen zählt sie heute zu den größten Bildungseinrichtungen des Ostens.Campus Pinkafeld wird erweitertDie Hochschule setzt auf Zukunftsthemen wie Energie, Umwelt, Soziales und Wirtschaft. Besonders der Campus Pinkafeld wächst – bis 2028 soll er um weitere 2.000 Studienplätze erweitert werden. Neben klassischen Studiengängen wie Wirtschaft und Technik werden zunehmend berufsbegleitende Programme angeboten, die Weiterbildung und Familie vereinbar machen sollen.Andi BrucknerAMS-Landesgeschäftsführerin Helene Sengstbratl„Die klassische Erwerbsbiografie – einmal gelernt, ein Leben lang gearbeitet – existiert nicht mehr“, erklärt Sengstbratl. „Heute ist lebenslanges Lernen der Standard. Wer sich weiterbildet, bleibt beschäftigungsfähig – und das gilt für jede Altersgruppe.“Zukunftsperspektiven: Trotz aller Herausforderungen zeigt das Fazit des AMS-Berichts: Das Burgenland ist auf einem guten Weg. Der Bildungsaufstieg, die wachsende Hochschule und die solide Lehrlingsförderung bilden die Grundlage für die kommenden Jahrzehnte. Doch die zentrale Aufgabe bleibt, Bildung, Arbeit und Regionalentwicklung miteinander zu verknüpfen. Nur so können Unternehmen im Land genügend qualifizierte Fachkräfte finden – und junge Menschen Perspektiven sehen, hier zu leben und zu arbeiten. „Die Zukunft der Arbeitswelt beginnt im Klassenzimmer“, sagt AMS-Chefin Sengstbratl.


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