Thursday 16 October 2025
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kurier.at - 4 hours ago

Tage der offenen Ateliers: Ein Besuch bei Künstler Harry Raab in NÖ

Die Versuchung ist einfach zu groß. Auf die Entfernung wirkt das Gesicht der Frau glatt, beinahe makellos. Je näher man ihr jedoch kommt, desto mehr Strukturen, desto mehr Details lassen sich darin erkennen. Und desto größer ist der Drang, den rauen Stein, aus dem die Figur geschaffen wurde, zu ertasten.„Du kannst sie ruhig anfassen. Meine Kunst soll im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar sein“, sagt Harald Raab, der diesen inneren Konflikt wohl schon von anderen Besuchern seines Skulpturengartens kennt. Wobei: Harald Raab würde den 59-Jährigen wohl niemand nennen. Viel besser bekannt ist er als Harry, oder auch als „Woodharry“. Denn als Künstler hat er sich vor allem durch seine Holzskulpturen einen Namen gemacht. Was aber nicht heißt, dass sein Repertoire damit ausgeschöpft ist – ganz im Gegenteil sogar, wie ein Besuch in seinem Wohnhaus in Niederleis (Bezirk Mistelbach) zeigt.Der Großteil des ehemaligen Gasthauses, das Raab mit viel Geduld saniert hat, ist der Kunst gewidmet. Im Skulpturengarten stehen plastische und abstrakte Figuren aus Holz und Stein. Ein großer Saal im Obergeschoß des Gebäudes dient als Ausstellungsfläche für seine Gemälde, in denen sich Acryl- und Aquarellfarben, Ölfarben oder Gouache in großformatigen Motiven vereinen. Und auch Keramiken lassen sich immer wieder entdecken – diese stammen allerdings von Raabs Partnerin Margit Stuckart. Bei den Tagen der offenen Ateliers am kommenden Wochenende kann man die Werke des Künstlerpaares erleben, und zwar am Sonntag ab 14 Uhr.Der Berufung gefolgt„Es ist nie zu spät, einen neuen Weg einzuschlagen“, weiß Raab aus Erfahrung. Denn dass er heute ein erfolgreicher Künstler ist, war in seinem Leben alles andere als vorprogrammiert. Tatsächlich war er einst in einem Ministerium tätig, hatte an der Technischen Universität in Wien Raumplanung und Raumordnung studiert. Allein: Glücklich war er mit diesem Leben nicht.Sein erster Besuch in einem Museum sollte für den damals 35-Jährigen alles verändern. „Ich habe ein Werk von El Greco gesehen und war so hin und weg, dass ich hingestürmt bin und das Bild angefasst habe“, erzählt Raab. Die Ausprägung der Pinselstriche, die Haptik der Farbschichten zogen ihn sofort in ihren Bann – bis er von einem Museumswächter unsanft von dem Gemälde entfernt wurde. Woraufhin Raab selbst mit dem Malen gezeichnet hatte er zwar schon immer, dass er dafür ein besonderes Talent besaß, war ihm jedoch nie bewusst.Vom Material geleitetEbenso wenig war er mit der Bildhauerei vertraut. Doch es brauchte nicht mehr als eine Gelegenheit, um Raab für immer für die bildende Kunst zu begeistern. Bei einem Kunst-Symposium wurde ihm kurzerhand eine Motorsäge in die Hand gedrückt. Er wusste intuitiv, wie er einen rohen Baumstamm mit der Säge in eine Skulptur verwandeln konnte.„Das war die beste Woche meines Lebens!“, schildert Raab. Und er ist seiner Berufung gefolgt. Seit 2003 arbeitet er als selbstständiger Künstler, auch Auftragswerke fertigt er in seinem Atelier in Niederleis an. Dabei wechselt er spielend zwischen den Kunstformen, verbindet sie miteinander und arbeitet mit den natürlichen Voraussetzungen seines Materials, nicht dagegen.Sein nächstes großes Projekt ist ein Buch, das sein bisheriges Schaffen beschreibt. „Begreifbare Kunst“ lautet der Titel, der gleichsam der Grundgedanke seiner Werke ist. „Ich will den Menschen Mut machen, selber Kunst zu schaffen – mit Herz, Geist und Kraft“, so Raab.Das Atelier ist von Mai bis Oktober an jedem ersten Sonntag im Monat geöffnet. Mehr Infos unter wood21.at


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