Friday 31 October 2025
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kurier.at - 13 hours ago

„Stabilität ist unsere Stärke“

Von Stephan ScopettaAls einer der größten Finanzkonzerne Mitteleuropas ist die VIG eng mit dem Standort verbunden. Hartwig Löger, CEO der Vienna Insurance Group spricht über Chancen, Herausforderungen und Reformbedarf und erklärt, warum Wettbewerbsfähigkeit und Vertrauen Hand in Hand gehen.Wie beurteilen Sie die aktuelle Attraktivität Wiens und Österreichs als Finanzstandort und wo sehen Sie den größten Nachholbedarf im internationalen Vergleich? Hartwig Löger: Die Attraktivität Wiens und Österreichs liegt in Stabilität, hoher Standortqualität und in der Rolle als Drehscheibe nach CEE. Nachholbedarf sehen wir vor allem beim Kapitalmarkt. Die Zahl an großen institutionellen Investoren ist hierzulande eher überschaubar. Es wären steuerliche Rahmenbedingungen wünschenswert, die Aktieninvestments für private und institutionelle Investoren attraktiver machen. Auch die steuerliche Belastung von Kapitalerträgen ist im internationalen Vergleich hoch und das hemmt private wie institutionelle Investitionen.Welche Rolle kann Wien als Drehscheibe in den CEE-Märkten künftig spielen, und wie profitiert davon der gesamte Standort Österreich? Wien spielt seit der Ostöffnung vor mehr als 35 Jahren eine zentrale Rolle als Drehscheibe, Österreich ist damit vom Rand in den Mittelpunkt des erweiterten Europas getreten. Viele österreichische, aber auch internationale Unternehmen nutzen seither Wien als zentrale Ausgangsposition für ihre Geschäftstätigkeit in der CEE-Region, so auch die VIG.Davon hat Österreichs Wirtschaft stark profitiert und wird das aus meiner Sicht weiterhin tun. Denn das Wirtschaftswachstum ist in der CEE-Region weiterhin im Schnitt doppelt so hoch als in Westeuropa. Für die VIG bleibt die CEE-Region der Kernmarkt mit sehr großem Potenzial, von dem auch der Standort Österreich enorm profitiert.Regulatorische Auflagen und steuerliche Rahmenbedingungen sind für Versicherer ein Dauerbrenner. Was bremst den Standort am stärksten und wo sehen Sie realistische Reformchancen?Österreich bietet ein stabiles und verlässliches Umfeld, doch im internationalen Vergleich bremsen uns vor allem die Komplexität regulatorischer Vorgaben und die steuerlichen Rahmenbedingungen. Besonders die Vielzahl an Detailvorschriften im Versicherungs- und Kapitalmarktbereich erhöht den administrativen Aufwand deutlich. Realistische Reformchancen sehen wir vor allem in der Vereinfachung und Digitalisierung regulatorischer Prozesse, um Bürokratie zu reduzieren.Der demografische Wandel verschärft den „War for Talents“. Wie gelingt es der VIG, Fachkräfte in Österreich und CEE zu gewinnen und zu halten? Wir punkten mit unserer Internationalität, in der Holding sind Mitarbeitende aus 26 verschiedenen Nationalitäten beschäftigt. Die Anzahl von internationalen Bewerbungen steigt, was an unserer Attraktivität liegt, für ein internationales Unternehmen mit Möglichkeiten von Job Rotation in der Gruppe zu arbeiten. Wir verzeichnen seit vielen Jahren eine stete Erfolgsentwicklung und sehr hohe Resilienz, auch in herausfordernden Zeiten. Das gibt auch unseren Mitarbeitenden hohe Sicherheit und ist ein wichtiges Kriterium für Bewerbungen. Wir legen sehr viel Wert auf interne Trainings und Weiterentwicklung mit gruppenweiten Programmen und in Zusammenarbeit mit internationalen Universitäten und renommierten Trainingsanbietern.Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema bei der VIG. Welche Rahmenbedingungen braucht es, damit Unternehmen investieren und Nachhaltigkeit mit Wettbewerbsfähigkeit vereinbar sind? Ich erwarte mir vor allem Planungssicherheit und eine enge Abstimmung mit europäischen Standards. Klare, langfristig gültige Rahmenbedingungen ermöglichen Unternehmen, Investitionen in nachhaltige Technologien und Geschäftsmodelle zu tätigen. Der Fokus sollte nicht auf administrativer Last liegen, sondern auf realer Wirkung. Daher sollte die Regulatorik deutlich vereinfacht werden, wie zum Beispiel für die überbordende Nachhaltigkeitserklärung, die wir verpflichtend vorlegen müssen. Wir sehen Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil unseres Geschäftsmodells und verfolgen weiterhin unser Nachhaltigkeitsprogramm, unabhängig ob es nun von unterschiedlichen Seiten Tendenzen gibt, den Green Deal der EU in Frage zu stellen. Diese Frage stellt sich aus unserer Sicht nicht, denn wir werden in Österreich und Europa mittelfristig nur wettbewerbsfähig und wirtschaftlich erfolgreich sein, wenn wir die notwendige ökologische Transformation umsetzen.Stephan Scoppetta


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