Virtuelle Besichtigungen und personalisierte Suchangebote sind mittlerweile Standard in der Vermittlung von Immobilien. Zurzeit bauen große internationale Plattformen ihre Position aus und entwickeln sich weg vom reinen Anzeigengeschäft, mit dem Ziel, das klassische Immobilienmaklergeschäft zu übernehmen. „Es hat sich viel geändert“, fasst Georg Spiegelfeld, Präsident des Immobilienring Österreich, zusammen. Ausgehend von diesem Basisgeschäft verfügen die Plattformen über ein unglaubliches Datenvolumen aus Registrierung, Suchverhalten, Finanzierungswünschen, Umzugsdaten, Bonitätsauskünfte und vielem mehr. Denn die Nutzer geben ihre Einwilligung zur Verarbeitung und Verknüpfung ihrer Daten.Spiegelfeld Immobilien GmbHGeorg Spiegelfeld ist Präsident des Immobilienring.„Ich bin überzeugt, den Makler wird es immer geben, allein schon wegen der persönlichen Betreuung“, beruhigt Georg Spiegelfeld. Dennoch werde sich einiges ändern, vor allem die Arbeitsweise in der Branche. „Die Zukunft gehört den Maklerunternehmen, die sich vernetzen, weiterentwickeln und ihre Stärke mit digitaler Kompetenz verbinden“, betont er. Vizepräsident Tom Lainer weist darauf hin, dass es in Deutschland eine starke Dominanz von Plattformen gebe, die einen One-Stop-Shop anbieten, also den ganzen Aquisitionsprozess digital abwickeln. Die Finanzierung und der Energieausweis, all das werde digital abgebildet.Das Problem dabei: Sensible Daten„Es geht um sensible, personenbezogene Daten wie Meldedaten, die von den Plattformen kommerzialisiert werden. „Die meisten dieser Unternehmen haben nicht einmal eine Maklerkonzession“, kritisiert Lainer und weist auf die Auswirkungen für Mieter und Käufer hin. „Man will dort nicht als Konsument in einem Callcenter wegen einem Gewährleistungsfall anrufen müssen.“ Lainer fasst zusammen: „Wir wollen die Gesetzgebung wachrütteln.“ Die Systeme bräuchten eine viel bessere Überwachung. „Zusätzlich findet die Wertschöpfung bei den Maklerunternehmen im Inland statt, während Plattformen ihre Gewinne internationalisieren“, ergänzt Lainer.Der Immobilienring entwickelt daher Initiativen, um seine Qualitätsmakler zukunftssicher aufzustellen. „Mit dem Immobilienmarktplatz Österreich haben wir eine unabhängige Plattform für Makler und Suchende geschaffen, die sich klar von internationalen Plattformen abgrenzt“, sagt Georg Spiegelfeld und weist auf immomarktplatz.at hin.Große Mietwohnungen gesuchtDer Wohnungsmarkt in Österreich ist derzeit zweigeteilt. „Wir sehen eine starke Nachfrage nach Mietwohnungen bei einem parallel nach wie vor schleppenden Eigentumswohnungsmarkt“, sagt Alexander Scheuch, Vizepräsident des Immobilienring. Damit Mieten stabil bleiben, ist ein ausreichendes Angebot sowie eine entsprechende Wohnbautätigkeit notwendig. Für 2025 sieht Scheuch aufgrund einer leichten Zunahme der Baubewilligungen wieder ein kleines Licht am Horizont. Der Markt habe sich laut Scheuch gedreht. „Auch der gehobene Mittelstand sucht Mietwohnungen in den Städten.“ Laut Scheuch sei es nicht nur ein Thema der Finanzierung, warum lieber gemietet als Eigentum erworben wird. „Der Vermögensaufbau ist viel schwieriger geworden, ein Trend, der schwierig umzudrehen ist.“Julia WegererAlexander Scheuch ist Vizepräsident des ImmobilienringDort, wo ausreichend Angebot an Mietwohnungen vorhanden sei, wie etwa in Graz, stagnieren die Mieten. Doch in Städten wie Wien und Linz hat sich das Angebot an Mietwohnungen im Vergleich zu 2023 halbiert, Immobilienbesitzer und Vermieter sind zunehmend unter Druck, Renditen zu erwirtschaften. Die ESG-Auflagen (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) sorgen dafür, dass Banken verstärkt nur mehr ESG-taugliche Immobilien finanziere. „Früher oder später ist ein Haus, das nicht ESG-tauglich ist, nicht mehr verkäuflich. „Wenn ich Vermieter immer mehr gängle, können sie nicht mehr in die Häuser investieren“, so Tom Lainer. „Viele ziehen sich daher zurück aus der Veranlagungsklasse und investieren anderweitig.“
Thursday 30 October 2025
kurier.at - 23 hours ago
