Herr Generalleutnant, das Bundesheer befindet sich mitten in der größten Modernisierung seiner Geschichte. Wie würden Sie die aktuelle Lage beschreiben?Generalleutnant Harald Vodosek: Wir befinden uns in einer Phase, in der viele über Jahre aufgeschobene Beschaffungsvorhaben nun gleichzeitig umgesetzt werden. Das betrifft nahezu alle Waffengattungen – vom Schutz der Soldatinnen und Soldaten über Kommunikationssysteme bis hin zu den großen Projekten wie dem Ersatz der betagten Hubschrauberflotte oder der Modernisierung der Panzertruppe. Die geopolitische Lage zwingt uns, unsere Fähigkeiten an ein neues Bedrohungsbild anzupassen.Das Stichwort lautet also: Aufrüstung?Ich spreche lieber von Fähigkeitsaufbau. Es geht nicht darum, mehr Waffen zu haben, sondern um die richtige Ausstattung für die Aufgaben, die das Bundesheer künftig erfüllen muss – nationale Verteidigung, Schutz kritischer Infrastruktur, aber auch Unterstützung im Katastrophenfall und nach wie vor unsere Auslandsengagements. Nach Jahrzehnten der Reduktion müssen wir nun verlorene Fähigkeiten zurückgewinnen.Welche Bereiche haben dabei Priorität?Klar im Vordergrund stehen Aufklärung, Führung, Wirkung und Schutz. Wir investieren in geschützte Fahrzeuge wie den Pandur Evolution, in moderne Führungs- und Aufklärungssysteme sowie in die Luftbeweglichkeit – etwa mit der Einführung der AW169-Hubschrauber, der neuen Black Hawks und des Lufttransportsystems C390. Vor allem die Landesverteidigung im klassischen Sinn erlebt eine Renaissance: Ausbildung, Milizstruktur, Logistikleistungen, Munitions- und Treibstoffvorräte - all das wird wieder leistungsgesteigert.Wie steht es um das Thema Drohnenabwehr?Die Bedrohung aus der Luft – insbesondere durch kleine, kommerziell verfügbare Drohnen – hat in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Wir sehen das täglich in aktuellen Konflikten. Deshalb arbeiten wir mit Hochdruck an einem mehrschichtigen Ansatz zur Drohnenabwehr: von elektronischer Kampfführung über Sensorik bis hin zu kinetischen Systemen. Wichtig ist, dass wir diese Fähigkeiten in bestehende Strukturen integrieren und nicht isoliert betrachten. Die Zusammenarbeit mit der heimischen Industrie spielt dabei eine zentrale Rolle – und wir setzen bewusst auf Made in Austria, wo immer es möglich ist. Das stärkt die Versorgungssicherheit, sichert Arbeitsplätze und schafft technologische Souveränität.Und wie sehen Sie das Bundesheer im Jahr 2032, am Ende des laufenden Aufbauplans?Ich wünsche mir ein Bundesheer, das modern, glaubwürdig und einsatzbereit ist und den Soldatinnen und Soldaten die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellt. Damit ist es möglich, die Verteidigung der liberalen Demokratie für alle Österreicherinnen und Österreicher aktiv zu gewährleisten.
Thursday 30 October 2025
kurier.at - 2 days ago
