Saturday 18 October 2025
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kurier.at - 2 days ago

Michael Häupl formt Fleischlaberln mit sozialer Note

Erst die Arbeit, heute Abend das Formen seiner geliebten Fleischlaberln für die Presse, dann das Vergnügen. Michl, der prominente Vornamenspatron des etwas anderen Innenstadt-Restaurants, hat sichtlich seinen Spaß dabei.Michael Häupl, Wiens Bürgermeister in den Jahren 1994 bis 2018, stellt sich als Präsident der Volkshilfe Wien öfters in den Dienst der guten Sache. Gerne auch als Küchenhilfe im „Michls“, das als sozialökonomischer Betrieb in diesen Tagen sein 20-jähriges Bestehen feiert.Ein grader MichlDem Michl geht das Herz auf, wenn er dann von einer Mitarbeiterin eine wahre Begebenheit wie diese hört: Eine bald 40-jährige Frau war mit ihrem Kind vor ihrem gewalttätigen Mann geflohen. Zur Arbeit in der Küche des „Michls“ kam die Alleinerziehende anfangs noch aus einem Frauenhaus. Die Tätigkeit im Restaurant in der Reichsratsstraße gab ihr Halt. Schnell wuchs auch ihr Selbstbewusstsein.Nach ihrem Praktikum in einem alten Wiener Wirtshaus fragte sie der Wirt, ob sie denn nicht weiter für ihn arbeiten wolle. Sie wollte. Heute hat sie nicht nur einen eigenen Job, sondern auch eine eigene Wohnung und ein selbstbestimmtes Leben.Nicht alle der 1.590 Transitarbeitskräfte, die in den vergangenen zwanzig Jahren durch das „Michls“ gegangen sind, schaffen einen derartigen sozialen Aufstieg. „Etwa ein Viertel kann nachhaltig vermittelt werden“, erklärt Christoph Parak, Geschäftsführer der Wienwork GmbH, in seiner Rückschau.Das heißt nicht, dass die arbeitsmarktpolitische Maßnahme für die anderen drei Viertel nichts bringt. So ist es als ein Erfolg zu werten, wenn Menschen mit einer Alkoholkrankheit oder einer Drogensucht sechs Monate lang durchgehend pünktlich zur Arbeit erscheinen. Oder wenn jemand mit seinem Gehalt einen Teil seiner Schulden begleichen kann.Das „Michls“, nur wenige Schritte vom Rathaus entfernt, kann man daher nur anhand der Qualität seiner Speisen mit den üblichen Maßstäben messen.Mutmacher, SprungbrettSozial-ökonomische Betriebe werden heute dringender denn je benötigt, betont der Alt-Bürgermeister nach dem recht fingerfertigen Formen von Faschiertem. Seinen Vornamen gibt Häupl daher gerne für das „Michls“ her: „Seit zwanzig Jahren zeigt dieses Lokal, dass Kulinarik und soziale Verantwortung sehr gut zusammenpassen.“Häupls Hoffnung: „Möge es auch in Zukunft vielen Menschen Mut machen und neue Chancen eröffnen.“Er war schon länger Chef von Wien, da begann man in einer aufgelassenen Industriehalle in Stadlau mit einem Cateringservice, in dem Langzeitarbeitslose eine Art Sprungbrett erhielten.Wenige Monate später, im Jahr 2005, eröffnete das „Michls“ in den großzügigen Räumlichkeiten einer zuvor aufgelassenen Pizzeria.„Ich kann nicht anders“Am Mittwochabend war Feier-Abend im „Michls“: Es duftet nach Fleischlaberln und Kartoffelpüree, der angeblich zweitbeliebtesten Speise der Wiener(innen) nach dem Schnitzel. Es duftet auch nach dem Parfum der Stadt-Wien-Prominenz. Man mag die Fleischlaberln. Sagt man an allen Tischen.Der Michl hat da längst die Ärmel seines karierten Hemds heruntergekrempelt und sich einen Spritzwein bringen lassen. Auf brachiale Komplimente wie zum Beispiel „Buagamasta, guat schauen S’ aus“, antwortet er unvermindert schlagfertig: „Ich kann nicht anders.“


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